eLearning AWARD 2023 - DOSB, FAU und Ghostthinker gewinnen mit dem "SMILE"-Projekt

e-Learning Award 2024

Wie der DOSB Social Video für die Qualifizierung von Trainer:innen nutzt.

Integrationsarbeit im Sport 

Die aktuelle Herausforderung, Geflüchtete aus Krisen- und Kriegsgebieten aufzunehmen und zu integrieren, stellt auch Sportvereine in Deutschland vor eine große Aufgabe. Ein besonderes Anliegen für den DOSB und seine Mitgliedsorganisationen ist es, Geflüchteten im Sinne einer Willkommenskultur die Teilhabe an Sport- und Bewegungsangeboten in Deutschland zu ermöglichen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die rund eine Millionen Trainer:innen und Übungsleiter:innen, die in den Vereinen vielfältige Sportangebote organisieren und durchführen. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Trainer:innen und Übungsleiter:innen bei ihrer Arbeit gezielt unterstützt sowie fortlaufend und zeitgemäß qualifiziert werden. Wie aber können der DOSB und seine Mitgliedsorganisationen es schaffen, tausende von Trainings mit diesen neuen geforderten pädagogischen Qualitätsstandards nachhaltig auszustatten?

Damit eine wertvolle, flächendeckende Aus- und Fortbildung in den Sportorganisationen gewährleistet ist, setzt der DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund e.V.) auf Kompetenzorientierung und digitale Bildung. Dieser Bildungsansatz wurde bereits in den Rahmenrichtlinien für Qualifizierung des DOSB festgeschrieben. Die Frage ist allerdings, wie es möglich gemacht wird, tausende von Trainings in den neuen pädagogischen Qualitätsstandards zu implementieren.

Lernbedarfe

Um die pädagogischen Qualitätsstandards umsetzen zu können, hat sich der DOSB mit der Ghostthinker GmbH und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zusammengetan, einen innovativen Methodenkurs für Ausbilder:innen und Bildungsverantwortliche zu entwickeln. Dieses Multiplikatorenkonzept wurde im Rahmen des Projekts „SMILE – digitales Lehren und Lernen für Integration“ erarbeitet, welches von der EU sowie von den Bundesbeauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert wird. Bei dem entstandenen Methodenkurs handelt es sich um ein kompaktes und effektives Blended Learning, mit dem eine aufwandshohe Einzelberatung ersetzt wird. Es wird hierbei in die Themen „Kompetenzorientierung“ und „Mediendidaktik“ eingeführt und zeitgleich deren praktische Umsetzung eingeleitet. Unabhängig vom Thema „Integration“ kann der Methodenkurs als Vorlage für den Sport in ganz Deutschland eingesetzt werden.

Im Zentrum dieser Methodeninnovation steht „Social Video“, welches die Vorteile von Videos mit dem direkten und persönlichen Austausch untereinander kombiniert. Damit werden im Social Video Player rein konsumierbare Videos zu einem dynamischen und interaktiven Mittel, um Wissen sowie Ideen zu teilen, zu reflektieren, zu diskutieren und auch weiterzuentwickeln. Dadurch wird eine enge Verzahnung zwischen synchronem als auch asynchronem Lernen ermöglicht. Ferner werden in dem Methodenkurs sieben Strategien integriert:

  1. Social Video

  2. Kompetenzorientierung (Können statt Kennen)

  3. Projektorientierung (Praxis hat Vorrang)

  4. Multiplikatoren-Orientierung (Skalierung)

  5. Doppeldeckerprinzip (Lerner:innenrolle - Ausbilder:innenrolle)

  6. Blended Learning (synchron-asynchron kombinieren)

  7. Assessment-Orientierung (Impact statt Test)

Die Reihenfolge der Strategien ist nicht beliebig, die Social Videos sind viel mehr als Basismaßnahme gedacht, die mit den anderen Strategien im Austausch stehen. Dabei wird die klassische Präsenzlehre durch eine Online-Phase erweitert, womit die Videos von Peers oder Lehrenden in Bezug zu Problemen und Fragen kommentiert werden. Der Methodenkurs sieht dabei wie folgt aus: Über einen 14-wöchigen Zeitraum lernten und arbeiteten die Teilnehmenden wöchentlich zwischen 2 und 4 Stunden in Kleingruppen. Durch die zeitliche wie räumliche Erweiterung wird die Teilnahme von örtlichen verteilten Ausbilder:innen ermöglicht, wodurch die Verzahnung mit dem Lerntransfer gefördert ist. Außerdem sorgte das Format für ein kollaboratives Lernen, welches über die eigenen Sportverbandsgrenzen hinausging. Ziel des Methodenkurses ist es insofern, im Rahmen des Gesamtprojekts “SMILE“, eine kompakte mediendidaktische Begleitung zu schaffen, bei der Blended Learning mit im Fokus steht. Der Kurs ist zudem methodisch auf andere Inhaltsbereiche übertragbar und trägt zur Kompetenzorientierung mit Digitalisierung in der Bildungsarbeit des Sports bei. Damit sollten zum einen die Multiplikatoren, die Bildungs- und Integrationsverantwortlichen der 100 Mitgliedsorganisationen des DOSB angesprochen werden, welche wiederum für die Aus- und Fortbildung von Trainer:innen verantwortlich sind. Zum anderen richtete sich das Projekt auch direkt an Trainer:innen der Mitgliedsorganisationen, die in ihren Trainingseinheiten mit Geflüchteten arbeiten. 

Das gesamte Projekt „SMILE“ basierte auf einem zyklischen Entwicklungsansatz nach dem Design-Based-Research-Ansatz. Im ersten Zyklus fand eine qualitative, pädagogische Einzelberatung statt. Aus den Erkenntnissen dieser Beratung entwickelte das interdisziplinäre, organisationsübergreifende Team im zweiten Zyklus den skalierbaren Methodenkurs. Dafür war die direkte Einbindung der Stakeholder von Anfang an ein integraler Part. Es nahmen zwar insgesamt nur sechs statt der geplanten acht Sportverbände teil, dennoch waren die Reichweite und die Implementierung sehr stark. Dies ist darauf zurückzuführen, dass es sich um eine Multiplikatorenschulung handelte, die ermöglichte, dass die Inhalte der Schulungen im zweiten Schritt jeweils als Maßnahme an circa 15 Trainer:innen weitergegeben wurden.

Der Outcome, also die tatsächliche Anwendung des Gelernten, war Teil des “SMILE"-Projektes. Die von den Sportverbänden entwickelten Qualifizierungsmaßnahmen aus dem ersten Zyklus wurden im Herbst und Winter 2021 umgesetzt. Die Qualifizierungsmaßnahmen umfassen sechs bis fünfzehn Lerneinheiten, die in der Regel über einen Monat verteilt liegen. Charakteristisch für den Methodenkurs ist die starke kooperative Wissenspartnerschaft durch die jeweilige Expertise bei DOSB/seinen Mitgliedsorganisationen im Bereich „Integration durch Sport“, bei Ghostthinker durch das Know-how im Bereich der Mediendidaktik als auch im Bereich Digitalisierung sowie der akademischen Expertise in „Kompetenzorientierung“ durch die Friedrich-Alexander-Universität. Auf diese Weise konnte im Rahmen von synchronen sowie asynchronen Absprachen ein Kursangebote mit hohe pädagogischer Qualität erstellt werden. Durch den zyklischen Aufbau kann zudem auf eine hohe Adaptivität sowie Skalierbarkeit des Blended Learning gesetzt werden.

Projektergebnis

Mit dem Methodenkurs wird das digitale DOSB Wissensnetz, im Rahmen des bereits 2012 vom DOSB ausgemachten Ziels der Verbindung der Wissensträger in den über 100 Verbänden, weiter ausgebaut. Dadurch, dass die beteiligten Sportverbände bereits in den Pilotphasen eigenverantwortlich im Prozess eingebunden waren, konnte eine Identifikation mit dem Projekt und den Ergebnissen erzielt werden. Durch das Blended Learning-Format war es möglich, Teilnehmer:innen und Referent:innen durch ihre flexible Nutzbarkeit nachhaltig zum Lernen zu motivieren. Durch die Ausarbeitung war ein engmaschiges Begleiten möglich und somit auch eine direkte Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Lernenden. Durch die Skalierbarkeit ist darüber hinaus die Möglichkeit gegeben, verschiedene Schwerpunktthemen mit dem Blended Learning zu erstellen. Durch die wissenschaftliche Begleitung durch die Friedrich-Alexander-Universität sowie den methodisch-didaktischen Erfahrungen bei Ghostthinker konnte zudem ein noch sensiblerer Umgang mit den Thematiken erzielt werden. Ausgebildete Trainer:innen können somit ihre neue Kenntnisse und Fähigkeiten in ihrer Arbeit einbinden, Integration leben und somit als Multiplikatoren in ihren Vereinen fungieren. Außerdem wird mit der Einbindung der Verbände und Lehrverantwortlichen in den Entwicklungsprozessen eine Stärkung der verbandsübergreifenden Gemeinschaft erzielt. Dadurch kristallisieren sich drei Hauptpunkte der Innovation beim DOSB heraus: Die Social Videos selbst, Kompetenzorientierung unter dem Gedanken „können statt kennen“ und somit der Verbund hin zum praxisorientierten Lernen und die Skalierbarkeit des Methodenkurses. 

Erfolgreiche Integrationsarbeit im Sport - Wie der DOSB Social Video für die Qualifizierung von Trainer:innen nutzt.

Fazit

Damit der Weg für Geflüchtete in den organisierten Sport in Deutschland möglich ist, müssen sie bei ihrem Ankommens- und Teilhabeprozess besonders unterstützt werden. Der Kontakt zu Trainer:innen im Verein und deren Rolle sind daher von besonderer Bedeutung. Mit Hilfe des Methodenkurses wurden bedarfsgerechte kompetenzorientierte Qualifizierungsmaßnahmen für Trainer:innen und Übungsleiter:innen im Blended Learning-Format entwickelt, um diese für die Arbeit in ihren Sport- und Trainingsgruppen mit Blick auf Integration von Geflüchteten weiterzubilden. Der Methodenkurs und die erstellten Fortbildungskonzeptionen zeigen konkrete Beispiele für eine wirksame Verknüpfung von Kompetenzorientierung und Digitalisierung auf und setzen wichtige Impulse für eine zukunftsorientierte Bildungsarbeit im Sport.

Mit den Social Videos im Zentrum eines Blended Learning-Konzepts wird ein themenübergreifend skalierbares, kursbasiertes Lernen ermöglicht. Damit werden die Aktivierung und Reflexion alter wie neuer Wissensstände miteinander verbunden. Dadurch können neue Ideen ausprobiert und Fähigkeiten geübt werden. Außerdem werden verschiedene Lernorte miteinander verbunden und somit der Transfer in die individuellen Lebenswelten der Teilnehmer:innen gewährleistet. Der eLearning AWARD 2023 in der Kategorie „Social Video Plattform“ geht dieses Jahr an den Methodenkurs „SMILE – kompetent & digital“ und dem damit verbundenen Ziel der Integration von Geflüchteten in die deutsche Sportgesellschaft.

 

Weitere Infos zum Gesamtprojekt „SMILE – digitales Lehren und Lernen für Integration im Sport“ gibt es unter https://integration.dosb.de/inhalte/projekte/smile