Organisations-, Personal- und Ausbildungsentwicklung „auf einen Streich“
Von Dezember 2019 bis April 2021 verlief das Innovationsprojekt „Social Video Learning“ zusammen mit dem Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Köln und dem Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Krefeld. Für alle, die es nicht wissen: In diesen Zentren dreht sich alles um die zweite, praktische Ausbildungsphase in der Lehrer:innenbildung – oder einfacher gesagt: um das Referendariat.
Ich erinnere mich noch genau: Kurz vor Weihnachten 2019 hatten mich die beiden „Chefs“ der Zentren, Ingo Schaub und Michael Vagedes, nach Köln beordert, damit wir zusammen mit ca. 25 Ausbildungsverantwortlichen aus Köln und Krefeld – allein die bezirksübergreifende Zusammenarbeit war ein Novum – den Startschuss für unser Projekt setzen.
Der damalige Impulsvortrag „Lernen 5.0 mit Social Video Learning“ irritierte und stimulierte die Teilnehmer:innen gleichermaßen, weil darin neben dem Einsatz für die Unterrichtsentwicklung auch gleichrangige Impulse für die Personal- und Organisationsentwicklung angelegt sind. Es bildeten sich im Workshop Arbeitsgruppen, die in den Folgemonaten erste Erfahrungen mit der Videokommentierung, vor allem in den Bereichen kollegiales Coaching sowie der Unterrichtsnachbereitung im Fach- und Kernseminar, sammelten. Dieses Sammeln erster Erfahrungen – technisch, didaktisch, organisatorisch – erfolgte „vor Ort“ und es war selbstverständlich, dass sich die Kolleg:innen aus Köln und Krefeld über den edubreak®CAMPUS austauschten und dadurch die Ideen der jeweils anderen Seite sichtbar wurden.
Im Laufe der Jahre 2020 und 2021 fühlte sich die Starter-Gruppe der Ausbilder:innen so gefestigt, dass neue Zielgruppen hinzukamen: So führten die Ausbilder:innen die Lehramtsanwärter:innen eigenständig in das Thema Social Video Learning ein, beteiligten sie aber gleichzeitig auch an der konzeptionellen Weiterentwicklung z. B. durch Einsatz von 360-Grad-Video-Szenarien. Denn: Am Ende ist entscheidend, ob diese „Endanwender:innen“ die neue Methode akzeptieren und davon profitieren. Das Zusammentragen und kritische Diskutieren der didaktischen Mehrwerte war dann auch Gegenstand im Zwischen- und Abschlussworkshop.
Was kam dabei heraus? Aus den Evaluationsworkshops erarbeiteten die Teilnehmer:innen folgende Leitgedanken und Potenziale von Social Video Learning:
- Berufsbiographisch eingebundenes praxis- und handlungsorientiertes Lernen
- Personalisiertes Lernen
- Reflexivität als Grundprinzip
- Kooperation und Kollaboration: Entwicklung in lernenden Gemeinschaften
- Steigerung der Medienkompetenz im Sinne des Orientierungsrahmens für Lehrkräfte
- Lernförderlicher Einsatz von modernen Informations- und Kommunikationstechniken (§11 OVP)
- Sinnvolle Verknüpfung von unterschiedlichen Lern- und Beratungssettings (Präsenz und Distanz, synchron und asynchron).
Welches Fazit ziehen die Teilnehmer:innen? Dazu ein Auszug aus dem Schlusssatz ihres Abschlussberichts: „Social Video Learning (SVL) wurde in beiden Phasen und von ausnahmslos allen Beteiligten als didaktisch anspruchsvolle und hochgradig wirksame Methode für die Aus- und Fortbildung in den unterschiedlichen Lern- und Entwicklungsszenarien erfahren und entsprechend beurteilt: Die Potenziale für die Organisations-, Personal- und Ausbildungsentwicklung an den Zentren für schulpraktische Lehrerbildung (ZfsL) sind offenkundig. Mit SVL können Beiträge zur Qualitätsentwicklung geleistet werden. […] SVL sollte als didaktische ‚Makro-Methode‘ Einzug in die Lehrer:innen-Ausbildung finden!“
Didaktische Innovationen fallen nicht vom Himmel. Es braucht findige Mitarbeiter:innen und mutig-kreative Leitungen. In Köln und Krefeld kam alles zusammen.